Die offene Beziehung hat als Beziehungsmodell in Partnerschaften im Verlauf der letzten Jahre einen zunehmend höheren Stellenwert erreicht. Immer mehr Menschen scheinen sich für diesen durchaus gesellschaftsfähigen Lebenswandel begeistern zu können.
Wie eine offene Beziehung funktionieren kann und welche Aspekte wichtig sind, wollen wir Ihnen im Folgenden Beitrag erläutern.
Was ist eine offene Beziehung?
Bei einer offenen Beziehung entscheidet sich ein (Ehe-)Paar gemeinsam dafür, sexuelle Beziehungen mit anderen Frauen und/oder Männern führen zu dürfen.
Statt eines um die Partnerschaft geschlossenen Kreises wird die Beziehung also nach außen geöffnet. Der Unterschied zum Fremdgehen ist, dass Sie sexuelle Abenteuer mit dem Einverständnis Ihres/Ihrer Partners/in erleben können.
Grundsätzlich findet eine Unterscheidung zwischen einer offenen Beziehung und einer sogenannten polyamoren Beziehung statt. Bei einer offenen Beziehung befinden Sie sich in einer festen Beziehung und lieben Ihren/Ihre Partner/in.
Gleichzeitig ist Ihnen Sex mit anderen Frauen/Männern erlaubt. Eine polyamore Beziehung zeichnet sich durch eine Partnerschaft zwischen zwei oder mehr Personen aus. Neben der Erfüllung von sexuellen Bedürfnisse können diese Menschen weiter tiefgründige Bindungen eingehen.
Auch wenn das Ausleben Ihrer persönlichen Sexualität mit anderen Menschen gestattet, bleibt bei einer offenen Beziehung die tiefe Zuneigung und Liebe exklusiv dem/der Partner/in vorbehalten. Die offene Kommunikation und der bewusste Entschluss zu sexuellen Abenteuern außerhalb der Beziehung führt dazu, dass keiner der beiden Partner belogen oder hintergangen wird.
Dieser Ansatz ist für eine offene Beziehung fundamental wichtig, um das gegenseitige Vertrauen aufrechtzuerhalten.
Erfahrungen & Regeln
Für eine offene Beziehung ist es von Beginn an wichtig, dass Sie Regeln aufstellen und auf diese Weise dem Risiko einer sich entwickelnden Eifersucht oder anderen Problemstellungen vorbeugen.
Im Kontext betrachtet, bedeutet „offen“ keineswegs, dass automatisch alles erlaubt ist. Ein festes Regelwerk gibt es für offene Partnerschaften nicht. Paare können individuelle Regeln aufstellen. Dabei ist es notwendig, im gemeinsamen Gespräch klar zu kommunizieren, die Bedürfnisse des jeweils anderen zu berücksichtigen und bestehende Unsicherheiten aus der Welt zu schaffen.
Die folgenden, allgemein gefassten Regeln haben sich bei offenen Beziehungen etabliert:
Safer Sex
Geschützter Geschlechtsverkehr ist die wohl wichtigste Regel und darf unter keinen Umständen jemals gebrochen werden. Schützen Sie sowohl Ihre als auch die Gesundheit Ihres/Ihrer Partners/in.
Klar und eindeutig kommunizieren
Wenn Sie sich unwohl fühlen oder sich bei Ihnen Eifersucht einstellt, sollten Sie unbedingt ein klärendes Gespräch mit Ihrem/Ihrer Partner/in suchen. Eine klare und eindeutige Kommunikation ist für eine funktionierende Beziehung unerlässlich.
Sexuelle Begegnungen offen ansprechen
Vorab sollten Sie im Gespräch mit Ihrem/Ihrer Partner/in klären, wie viel Sie von einer stattgefundenen sexuellen Begegnung erzählen sollen bzw. dürfen.
Grenzen ziehen
Klären Sie ab, ob beispielsweise der/die Sexualpartner/in in die gemeinsame Wohnung eingeladen werden oder ob eine Übernachtung stattfinden darf. Darüber hinaus muss geklärt sein, ob nur ein Date oder länger andauernde Affäre erlaubt ist.
Tabus konsequent respektieren
Gemeinsame Bekannte, die besten Freunde oder verflossene Partner/innen können das Gefühl der Eifersucht befeuern. Daher sollen Sie darüber sprechen und Tabus definieren.
Wie kann eine offene Beziehung funktionieren?
Grundsätzlich müssen Sie mit sich selbst klären, ob Ihnen das Beziehungsmodell zusagt und Sie sich aus freien Stücken dazu entschließen können. Beider Partner vertreten mit hoher Wahrscheinlichkeit in dieser Fragestellung unterschiedliche Auffassungen, weshalb häufig ein Kompromiss eingegangen werden muss.
Wenn eine offene Beziehung funktionieren soll, muss die bisherige Partnerschaft auf bedingungslosen Vertrauen basieren. Nur unter dieser Voraussetzung kann die Öffnung der bis dato gepflegten Zweisamkeit gelingen.
Darüber hinaus sollten Sie in der Lage sein, Liebe und Sex voneinander zu trennen. Wenn Sie genau wissen, was Sie an Ihrem/Ihrer Partner/in haben und auf diese Eigenschaften nicht/niemals verzichten möchten, dann haben Sie eine wichtige Lektion gelernt.
Geben Sie also Ihrer/Ihrem Partner/in stets das Gefühl von höchster Wertschätzung und vermeiden Sie es, sich von einem Abenteuer in das nächste zu stürzen. Wenn der/die Partner/in vernachlässigt, mündet eine offene Beziehung schnell in einer Trennung.
Zudem darf Eifersucht kein ständiger Begleiter sein. Wenn Sie bereits in Ihrer persönlichen Vorstellung ein Problem damit haben, dass ihr/ihre Partner/in von einer anderen Person geküsst wird, dann sollten Sie von der Idee einer offenen Beziehung zu Ihrem eigenen Schutz tunlichst Abstand nehmen.
Wenn Sie sich bereit fühlen und Lust auf andere Sex-Partner/innen haben, dann unternehmen Sie einen Versuch. Wenn Ihr/Ihre Partner/in jedoch verlangt, dass Sie sich mit den Umständen einer offenen Beziehung abfinden müssen, sollten Sie Ihre bisher geführte Partnerschaft auf den Prüfstand stellen.
Das Funktionieren einer offenen Beziehung hängt außerdem von den bereits erwähnten Regeln bzw. den getroffenen Absprachen ab. Wenn Sie diese Punkte befolgen und keine eigennützige Experimente durchführen, dann könnte Ihr Leben in Form von neuen Bekanntschaften inklusive neuer Erfahrungen bereichert werden.
Ist sie sinnvoll?
Wenn Sie der Meinung sind, sich selbst gut genug zu kennen und Ihre Ängste im Griff haben, können das Experiment mit einem/einer ähnlich denkenden Partner/in wagen.
Eine offene Beziehung stellt dabei eine Art Lösung dar, um anderen Problemen aus dem Weg zu gehen. Eine offen geführte Partnerschaft kann Ihre persönliche Entwicklung sicherlich begünstigen, stellt jedoch kein Allheilmittel dar.
Obgleich in Deutschland sowie in anderen Ländern Europas nach wie vor das Gelöbnis der Ehe einen hohen Stellenwert einnimmt, scheint dieses traditionelle Modell zunehmend häufiger in den Hintergrund zu rücken. Dadurch wird der Weg für alternative Leben- und Beziehungsmodelle frei.
Eine offene Beziehung kann vor diesem Hintergrund als sinnvoll erachtet werden, wenn diese Toleranz, mehr Verständnis und eine freiere Lebensweise mit sich bringt.
Darüber hinaus senkt das Beziehungsmodell das Risiko von Untreue oder Vertrauensmissbrauch auf ein absolutes Minimum. Im Umkehrschluss würde ein solch erstrebenswerter Zustand die innerpartnerschaftliche Kommunikation wesentlich transparenter gestalten, neue Impulse für den gemeinsamen Lebensweg setzen und aller Voraussicht nach für mehr Zufriedenheit sorgen.
Letztendlich spielt das Umfeld eine wichtige Rolle. Wenn zum Beispiel Kinder vorhanden sind oder andere Verpflichtungen eingehalten werden müssen, sollten Sie abwägen, inwieweit eine offene Beziehung tatsächlich für Sie und Ihren/Ihre Partner/in als sinnvoll erachtet werden kann.
Offene Beziehung: Vor- & Nachteile
Ob eine offene Beziehung eine Art Rettungsanker oder eine Bereicherung sein soll, lässt sich für Außenstehende nur äußerst schwer feststellen.
Aus diesem Grund gibt es einige handfeste Vor- und Nachteile, welche in Bezug zu diesem Beziehungsmodell Ihrerseits unbedingt berücksichtigt werden sollten.
- Bei einer funktionierenden Beziehung können neue sexuelle Kontakte eine enorme Bereicherung sein.
- Eine klare und offene Kommunikation kann das Vertrauen innerhalb Ihrer Partnerschaft nachhaltig stärken.
- Der/Die Partner/in gewinnt an neuem Reiz, wodurch die Beziehung einen größeren Facettenreichtum erhält.
- Wer sich schwertut, Liebe und Sex zu trennen, sollte keine offene Beziehung eingehen.
- Nicht eindeutige Regel und ein übertriebener Hang zu Abenteuern kann Eifersucht schüren und mit Vernachlässigung des Gegenübers einhergehen.
- Es besteht die Gefahr, dass Sie sich auseinanderleben.
Ist eine offene Beziehung zum Scheitern verurteilt? Jain!
Eine bereits viele Jahre anhaltende Beziehung, die sich beispielsweise im Alltagstrott verfangen hat, kann durch eine Öffnung eine Wiederbelebung erfahren. Dabei stellt sich letztendlich die Frage, ob eine offene Beziehung eine echte Chance darstellt oder das ohnehin unausweichliche Ende nur hinauszögert.
Grundsätzlich sind beide Szenarien möglich. Sie sollten sich vor diesem Hintergrund immer vor Augen führen, dass dieses viel diskutierte Beziehungsmodell kein Patentrezept darstellt. Vielmehr ist es eine mögliche Alternative, über die es sich zu diskutieren lohnt.
In diesem Zusammenhang spricht nichts dagegen, die Partnerschaft in kleinen Schritten im Rahmen einer zeitlich beschränkten Testphase zu öffnen und die eigene sexuelle Freizügigkeit auf den Prüfstand zu stellen. Sie werden schnell Ihre eigenen Grenzen ermitteln und dabei vollkommen neue Seiten an Ihrem/Ihrer Partner/in wahrnehmen können.
Das Führen einer offenen Beziehung kann viel Abwechslung mit sich bringen und Ihre langjährige Partner mit spannenden Momenten und frischen Eindrücken neues Leben einhauchen.
Befindet sich Ihre Partnerschaft jedoch bereits seit geraumer Zeit in einer Schieflage, dürften das Öffnen der Beziehung mehr ein Vorwand darstellen und die Situation im ersten Moment verfälschen.
Zuletzt aktualisiert am 14.05.2023
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